Mein Higgi-Baby!
von Christine Witte
Ja, es lohnt sich, diese Geschichte aufzuschreiben, weil es eine Geschichte ist, die mich bis heute tief bewegt und ganz viel in meinem Leben verändert hat.
Ende des Jahres 2012 stöberte ich im Internet und recherchierte alles Mögliche über Hunde. Wir hatten beschlossen, unsere Familie um ein “ Familienmitglied “ zu vergrößern. Bei dieser Recherche stieß ich auf einen Artikel über Assistenzhunde, bzw. Diabetiker-Warnhunde. Mein Mann und ich waren so begeistert, dass wir beschlossen, auch unseren zukünftigen Hund dementsprechend auszubilden, da ich seit einer schweren Erkrankung meine Unterzuckerungen nicht mehr wahrnehmen konnte.
So einen Uschi-Hund?
Warum und wie auch immer ich auf die Homepage von Anna Sophie und Felix stieß, weiß ich bis heute nicht mehr. Es war die Seite, die mich so beeindruckt hat, und ich nahm per Mail Kontakt auf. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns auch schon für eine Hunderasse entschieden, die uns sehr gefiel. Nach einem intensiven und sehr netten Mailkontakt mit Anna Sophie, musste diese mir aber leider mitteilen, dass sich unsere favorisierte Rasse nicht so sehr gut für diese Ausbildung eignen würde. Die Enttäuschung war groß. Aber Anna Sophie kümmerte sich sehr schnell darum, eine neue Lösung für uns zu finden, was gar nicht so einfach war, denn ich hatte derweil eine “ Liste “ aufgeschrieben mit Dingen, die mein zukünftiger Hund erfüllen sollte. Über diese Liste müssen wir heute noch lachen. Jetzt kam die alles entscheidende Frage von Anna Sophie: “ Könnten Sie sich auch einen Pudel vorstellen?“ Schweigen im Walde, ich wäre beinahe vom Stuhl gekippt. Einen Pudel? Ich? So einen Uschi-Hund? Bewahre!
Die Wartezeit war scheinbar endlos lang
Dann führte mich aber doch der Weg zu einer Pudelzüchterin und Tierärztin nach Niedersachsen. Ich schaute mir ihre Pudel an und war sofort begeistert. Die muss man ja gar nicht so komisch frisieren!!! Meine Güte sind die süß!!!! Ja, solch einen Pudel konnte ich mir sehr gut vorstellen!!!! Der Zufall wollte es, dass die eine Hündin der Züchterin trächtig war. Am 30.1.13 kam die Mail der Züchterin. Die Welpen waren da!!!! Zwei Wochen später durften wir schon zum Gucken kommen!!!!
Welcher dieser süßen Welpen nun meiner werden würde, müssten Tests zeigen, die die Züchterin mit den Hunden machen wollte. Ich musste dafür ein Hypo-Shirt dort lassen. Komisch war aber, dass ein kleiner Mann, eigentlich stand auch auf meiner Liste, dass ich eine Hündin haben wollte, sich ganz besonders in mein Herz mogelte. Ob er es werden würde? Ich durfte mich auf keinen Fall auf ihn versteifen, was mir richtig schwer fiel. Er kuschelte sich an mich, roch intensiv an mir und schlief in meinen Händen ein. Mir ging das Herz auf. Higgins.
Die Wartezeit, bis der richtige Hund gefunden wurde, war scheinbar endlos lang. Dann kam wieder eine Mail der Züchterin, ein Besuch bei den Welpen und eine Mail von mir an Anna Sophie: “ Higgins heißt jetzt Witte mit Nachnamen!“ Juchuuuu! Eine Woche, bevor Higgins zu uns nach Hause durfte, fand ein Welpentreffen bei der Züchterin mit den neuen Besitzern statt, zu dem auch Anna Sophie kam. Dort sahen wir uns das erste Mal. Dann ging alles ganz schnell. Eine Woche später saßen wir mit dem Kleinpudel im Auto auf dem Weg in sein neues Heim.
Alles war angeblich falsch, was ich tat
Kurze Zeit später sollte schon das Ausbildungsmodul starten. Leider hatte Higgins Durchfall, so dass unser erstes Modul bei uns stattfand. Anna Sophie konnte es zum Glück so einrichten. So verpassten wir natürlich das Klickern mit den Hühnern, aber sonst war alles gut. Wir bekamen eine Hausaufgabe und freuten uns auf das erste Modul gemeinsam mit den anderen Teilnehmern. Natürlich waren alle sehr aufgeregt. Zwei Teams kamen sogar noch ohne Hund. Die durften dann zuschauen, was unsere kleinen Welpen schon alles konnten. Das nächste Mal waren wir alle komplett und merkten sehr schnell, dass wir harmonierten und eine tolle Gruppe waren. Die Ausbildungsmodule machten sehr viel Spaß und wir wurden immer besser.
Ich hatte allerdings ein großes Problem. Ich fand keine gute Trainerin bei mir in der Nähe für das Grundgehorsamstraining. Es passte irgendwie alles nicht. Ich wurde von einer Trainerin so heruntergeputzt und kritisiert, dass ich mein ganzes Selbstbewusstsein verlor . Alles war angeblich falsch, was ich tat. Higgi konnte in den Modulen zwar gut mithalten, aber ich merkte, wie all die anderen immer sicherer mit ihren Hunden wurden und die Hunde immer mehr konnten, nur Higgi stagnierte. Durch den Tipp einer befreundeten Hundetrainerin und den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses für Hunde, bekam ich Kontakt zu meiner jetzigen Trainerin, die erstmal durch ganz viel Kompetenz und Sensibilität mein Selbstbewusstsein wieder aufbaute und ganz hervorragend mit uns arbeitete. Das erste Mal, dass das Hundetraining richtig Spaß machte und ich mich auf die nächsten Stunden freute.
Es kristallisierte sich heraus, dass Higgi ein kleines Anzeigewunder war
Mittlerweile ereignete sich aber sehr viel, was meine Gesundheit anging. Ich bekam im Herbst 2013 eine niederschmetternde Diagnose. Es fiel mir zunehmend schwer, die Module bei Anna Sophie durchzuhalten. Mich plagten schwerste Unterzuckerungen, die mich stundenlang außer Gefecht setzten. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, ich müsste das Modul abbrechen. Bis heute bin ich Anna Sophie sehr dankbar, dass sie mir die Teilnahme ermöglichte, denn sie musste mich medizinisch wahnsinnig unterstützen. Auch meine tollen Modulteilnehmer haben alle diese “ Zustände “ mitgetragen. Wahnsinn!
Ein Abbruch wäre auch zu schade gewesen, denn es kristallisierte sich heraus, dass Higgi ein kleines Anzeigewunder war. Er machte sehr schnell seinen Job so perfekt. Auch in der Nacht. Seine erste Anzeige machte er, als er sechs Monate alt war, im Heidepark. Von da an ging es immer so weiter. Dieser kleine Hund scannt mich mehrmals am Tag und in der Nacht und zeigt zuverlässig an. Ich lernte, sein Anzeigeverhalten zu deuten. Wir wurden ein tolles Team. Higgi geht bis heute mit mir zur Arbeit in die Schule und macht auch dort seinen Job. Die Schüler sind begeistert und klatschen jedes Mal, wenn er anzeigt. Eine Anzeige auf der Hundewiese hat mich besonders beeindruckt. Higgi kam aus dem Spiel mit fünf weiteren Hunden zu mir und sprang an mir hoch. Ich hockte mich hin und er stupste so heftig. Beim Betrachten meiner zitternden Hände wusste ich sofort, dass er Recht hatte, dieser kleine Held!
Im Frühjahr 2014 hatten wir unser schönstes Modul im Tierpark Arche Warder. Bei herrlichem Wetter machten alle Teams hervorragend die geforderten Übungen. Wir hatten so viel Spaß und waren alle sooo gut! Auch Higgi, der dort das erste Mal richtig “ Bleib“ machte. T-Shirt Übungen, von denen ich dachte, dass er die gar nicht machen könnte, konnte er so toll!!!! Nach dem Mittagessen fragte Anna Sophie mich, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte und schob mir vorsichtshalber noch ein Stück Schokolade in den Mund. Das Training ging weiter. Higgi sprang plötzlich so doll an mir hoch, dass alle guckten. Ich fand es einfach nur witzig, dass mein Hund so hoch springen konnte und dachte an nichts Böses, bis jemand fragte, ob das eine Anzeige sei. Ich hockte mich hin und der kleine Kerl stupste mit solch einer Kraft, dass ich wie ein Käfer auf dem Boden lag. Ups. Staunen in der Runde. Ein Blick von Anna Sophie. Ein einziger Satz von ihr, der mir bis heute im Ohr ist: “ Also doch!“ Felix übernahm das Training, Anna Sophie versorgte mich. Danke!!!! So durfte ich noch weitere Male immer wieder über diesen kleinen Pudel staunen. Bis heute! Mein Superhund!
Er entwickelte ein Problem, was so schwer zu lösen war
So gut er auch seine Anzeigen machte, er entwickelte ein Problem, was so schwer zu lösen war. Higgi wollte keine fremden Gebäude und Untergründe betreten. Aber er musste doch bedingungslos überall folgen. Auch ins Einkaufszentrum. Da war aber nichts zu machen. Er weigerte sich komplett. Was sollte ich tun? Anna Sophie und meine Trainerin zu Hause gaben sich solche Mühe, aber es wurde nicht wirklich besser. So würde er ja auch nie seine Assistenzhundprüfung bestehen. Woher diese Angst kam, konnte sich niemand erklären. Er hatte nichts Schlimmes erlebt, gar nichts. Jetzt sah ich meine Felle endgültig davonschwimmen. Durch seine Angst zeigte er natürlich auch nicht in den Geschäften an, wenn wir die T-Shirt Übung machten. Er war viel zu sehr mit sich und seiner Angst beschäftigt. Wir verschoben also unseren Prüfungstermin. In der Hoffnung, dass es nach drei Monaten Training besser würde. In der Generalprobe machte er nämlich alles super, nur die Übungen im Geschäft nicht und die im Übungsraum, weil ihm auch dort der Boden zu glatt war. Wenn wir bis zu dem neuen Termin immer noch nicht seine Ängste behoben haben, werden wir weiter verschieben müssen. Mal sehen.
Es lief einfach nicht alles glatt. Auch die Zeit zwischen den Modulen empfand ich als sehr anstrengend. Als dreifache Mutter im Job hatte ich überhaupt nicht genügend Zeit all die Übungen zu Hause zu vertiefen. Wenn wir 2x die Woche dazu kamen, waren wir schon gut! Das ist eigentlich zu wenig, aber was sollte ich machen? Ich konnte mich nicht zerreißen. Außerdem machte mir meine Gesundheit manchmal wochenlang einen Strich durch die Rechnung.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir mit den Modulen durch. Unser Kurs war sehr traurig, dass wir uns nun nicht mehr regelmäßig sehen würden, denn die Vorfreude auf die Module war immer riesig. Higgi ist weiterhin mein kleiner, großer Held! Er passt auf mich auf und macht dadurch mein Leben einfach viel lebenswerter. Ohne ihn fühle ich mich direkt unsicher. Er gibt mir Kraft und Sicherheit, meinen Alltag bestreiten zu können. Neben seiner großartigen Hilfe als Hypo- Hund ist er natürlich auch Seelentröster und treuer Begleiter für die ganze Familie. Er bereichert unser Leben zu 100%. Danke, Higgi-Baby!!!!!
Mein großer Dank gilt natürlich Anna Sophie und Felix!!!!! Schön, dass es euch gibt!!!!!